Ende der 1970er Jahre war Lagrein aus Südtirol nahezu verschwunden oder galt höchstens als heimischer Traditionswein, der international keinerlei Beachtung fand. In erster Linie wurde er deshalb als Verschnittpartner für Cuvées verwendet. In den 1990er Jahren erlebte er jedoch seine Renaissance, als Südtiroler Winzer vermehrt auf die Qualität ihrer regionalen Produkte setzten und die Nachfrage nach dem autochthonen Lagrein schlagartig anstieg. Die zusätzliche Reife im Holzfass brachte zudem extrakt- und körperreiche Weine hervor, die sich einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreuen.
Lagrein wird überwiegend in Italien, vor allem in Südtirol und dem Trentino, aber auch in den USA angebaut. In der Südtiroler Stadt Bozen sind vor allem die Lagrein-Weine um den Stadtteil Gries herum für ihre sehr guten Qualitäten bekannt. Der Name Lagrein ist vermutlich auf seine vermeintliche Herkunft aus dem Valle Lagarino im Trentino zurückzuführen.
Lagrein-Reben bevorzugen warmes Klima und karge, lockere und wärmespeichernde Kiesböden.
Lagrein zählt zu den spätreifenden Rebsorten. Er hat einen starken Wuchs und die Trauben benötigen viel Licht, weshalb eine intensive Laubarbeit und Ertragsregulierung erforderlich ist. Man unterscheidet bei den Trauben den sehr fruchtbaren, langstieligen Typ, der locker mit mittelgroßen Beeren besetzt ist und hohe Erträge erzielt und den weniger fruchtbaren, früher reifenden, kurzstieligen Typ, der dicht mit kleineren Beeren besetzt ist. Die schwarzbraunen Beeren besitzen eine harte Beerenhaut und saftiges, aromatisches Fruchtfleisch.
Lagrein-Weine sind dunkelrot in der Farbe mit Aromen von Brombeeren, schwarzen und roten Johannisbeeren, Süßkirschen, Pflaumen und Veilchen. Je nach Ausbauart entstehen überwiegend aus den kurzstieligen Trauben hochwertige, markante, dunkle und tanninreiche Weine, die sich gut für den Ausbau im Holzfass eignen. Darüber hinaus gibt es sehr weiche, samtige Weine mit wenig Tanninen und Gerbstoffen. Häufig wird den Weinen die Bezeichnung Dunkel oder Scuro hinzugefügt.
Rosé-Wein wird Lagrein Kretzer genannt und hat eine intensiv leuchtende, hellrote Farbe. Der Name leitet sich von der „Kretze“ ab, einem Weidenkorb, der im Mittelalter zur traditionellen Weinherstellung benutzt wurde, um beim Pressvorgang Stiele und Beeren vom Most zu trennen.
Synonyme sind u. a. Burgundi Lagrein, Lagarino, Lagrain, Lagrain Blauer, Lagrino, Lagroin.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird Lagrein versuchsweise zurzeit auch an der Mosel angebaut.